An schrägen Kunden hat es diese Woche mal wieder nicht gemangelt. Den Vogel schoss eine Lehrerin ab - die armen Kinder! Und damit meine ich nicht nur die, die sie unterrichtet, sondern auch ihre eigenen. Sie schneite in einem knallroten Kleid mit gleichfarbigem breitrandigen Hut herein, so dass mein Chef und ich schon fast mit einer Anfrage nach dem Pferderennen in Ascot gerechnet haben. Statt dessen überfiel sie uns mit der etwas ungewöhnlichen Frage, ob es die Eislaufbahn in der Mall in Abu Dhabi noch gebe. Sie war vor etwa dreißig Jahren dort und würde gerne ihren Kindern die Emirate zeigen, wobei die Auffrischung der Erinnerung an ihre jugendlichen Eislaufkünste natürlich nicht fehlen dürfe. Ihre lebhafte Erzählweise ließ meinen Chef, der ihr mittem im Raum zunächst gegenüber stand, immer weiter zurück weichen - sie rückte jedoch sofort wieder auf! Erleichtert überließ er sie gerne mir, als eine andere Kundin das Büro betrat.
Ein Klick in Google erbrachte das gewünschte Ergebnis: es gibt tatsächlich eine Mall mit Eislaufbahn in Abu Dhabi. Als ich mir ihre Wunschreisedaten notierte, schüttelte ich mehrfach innerlich den Kopf.
Wann? Sommerferien 2018, denn als Lehrerin mit schulpflichtigen Kindern muss sie ja in den Ferien verreisen und im Sommer kann man ja zum Schnäppchenpreis in die Emirate reisen. Ich dämpfte ihren Optimismus leicht. Ob sie wirklich für 500 Euro pro Person eine Woche verreisen kann? Natürlich inklusive Hotel und Verpflegung! Mal sehen... Ausschließen möchte ich es nicht, schließlich habe ich dieses Jahr schon Flugangebote mit Emirates für etwa 400 Euro gesehen.
Wie viele Personen? Sie, eventuell mit Mann, und drei Kinder. "Ja, ich weiß. Wir sind total asozial." Diesen Ausspruch wiederholte sie etwa drei Mal. Zum Glück konnte ich die Miene der am Nachbarcounter sitzenden Kundin nicht genau erkennen. Wie kann man nur in solch einer Lautstärke solche Dinge sagen? "Wir haben anderthalb mal so viele Kinder wie die deutsche Durchschnittsfrau. Wobei sich das ja auch in nächster Zeit ändern wird. Und die Flüchtlinge würden fragen: Warum nur drei Kinder und nicht fünf oder sechs?"
Ich notierte mir ihre Kontaktdaten - angesichts ihres Doppelnamens brachte sie erneut einen etwas irritierenden Spuch - und versprach mich zu melden, sobald der Sommer 2018 in den Systemen zur Buchung frei geschalten wird.
Kurz vor der Verabschiedung überlegte die Dame noch: "Wie wäre es danach noch nach Bangladesch weiter zu fliegen? Bangladesch hat weltweit die schlimmsten Slums. Die würde ich gerne meinen Kindern zeigen, damit sie etwas Demut lernen." Ah ja... Und vorher lobte sie noch die Möglichkeit bei 50 Grad Außentemperatur in einem Einkaufszentrum Schlittschuh zu fahren?!?
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