Von Orlando nach Miami Beach

Auf dem Weg von Orlando nach Clearwater machen wir einen Abstecher nach Lake Wales zum "Bok Tower Garden", etwa eine halbe Stunde südöstlich von Lakeland. Hier hat ein reicher Holländer einen botanischen Garten angelegt, der sich damit rühmt der schönste von Florida zu sein. Groß ist er auf jeden Fall und mit der mediterranen Villa und vor allem dem neugotischen Glockenturm auf dem Hügel durchaus sehenswert. Vom Garten her... naja, wer meine letzten Reiseberichte gelesen hat, weiß, dass ich in dieser Hinsicht von meinem letzten Urlaub in Südwest-England verwöhnt bin...
Hätten wir mehr Zeit, würden wir sicher noch einen Spaziergang durch die Orangenhaine machen oder einfach die Ruhe unter altehrwürdigen Bäumen genießen...

Die Tampa Bay Region besteht hauptsächlich aus den drei Städten Tampa, St. Petersburg und Clearwater.

Unser Hotel liegt direkt am kilometerlangen Strand von Clearwater Beach, auf einer der vorgelagerten Inseln, die mit langen Brücken miteinander verbunden sind.

Nach so vielen Besichtigungen haben wir uns einen entspannten Tag mit seligem Nichtstun verdient... Ausgerechnet heute spielt das Wetter nicht so ganz mit; es ist windig und etwas kühler als in den letzten Tagen, so dass wir doch nicht schwimmen gehen.

Doch wie kann ein Tag besser beginnen, als mit einem Frühstück auf dem Balkon mit Meerblick?

Am Nordrand von Tampa befindet sich der Freizeitpark Busch Gardens (gehört zur Sea World Gruppe), der den Schwerpunkt auf wilde Tiere und ebenso wilde Achterbahnen gesetzt hat. Für kleine Kinder steht ein Bereich mit harmlosen Karussells zur Verfügung, doch für Erwachsene gibt es ausschließlich die Variante "für absolute Adrenalin-Junkies". Die unzähligen Shops und Restaurants meiden wir und fahren statt dessen zweimal mit dem Zug (mit echter Dampflok) durch die "Serengeti" und einmal mit der Seilbahn darüber. In diesem großen Gelände leben Zebras, Nashörner, Giraffen, Büffel und Gazellen friedlich miteinander. Sogar ein einen Monat altes Rhino-Baby haben wir gesehen!

Alles in allem gefällt mir der Park gut, bis auf das Elefanten-Gehege, das ist schrecklich klein. Andere wilde Tiere wie Löwen, Geparden, Affen und Vögel gibt es natürlich auch. Wobei der Park keinen Wert auf korrekte geografische Zuordnung legt: Geparden in Ägypten und Gorillas in Marokko sind nur zwei Beispiele...

Bemerkenswert finde ich die Tierklinik mit Schaufenstern, so dass die Besucher bei Untersuchungen und sogar Operationen live zuschauen können. Wer also mal unverbindlich in den Beruf Tierarzt hinein schnuppern möchte: Hier ist es in sicherem Abstand hinter der Glasscheibe möglich.

Und schon geht die Fahrt weiter: von Clearwater entlang der Westküste nach Süden. Unser Ziel ist die "Insel der Muscheln" vor Fort Myers: Sanibel Island. Meeresströmungen bringen ständig neue Muscheln, deren Vielfalt so bemerkenswert ist, dass sie sogar ein eigenes Museum wert sind.
Überall auf der Insel kann man Fahrräder leihen; unser Hotel bietet diesen Service sogar kostenfrei an. Innerhalb einer Stunde erkunden wir das südliche Drittel, das fast ausnahmslos aus Hotels und Ferienhäusern besteht, die sich hinter Palmen und anderen Bäumen verstecken. Übrigens gibt es keinerlei Straßenbeleuchtung! Nach 18 Uhr ist es stockdunkel.
Es geht hier wie auch am Clearwater Beach sehr flach ins Meer. Vorsicht vor Stachelrochen! Immer die Füße flach vorwärts schieben, wenn ihr ins Meer geht! Ansonsten eignet sich die Gegend natürlich für stundenlange Strandspaziergänge...

Die Everglades machen einen Großteil von Floridas Süden aus: endlose grüne Weiten mit einigen einzelnen Bäumen oder auch ganzen Wäldchen lassen sofort erkennen, warum der ursprüngliche Name "langsam fließender Grasfluss" lautet. Für 80km benötigt das Wasser einen Monat. Stundenlang führt der schnurgerade Highway 41 von Naples nach Miami. Um nicht am Steuer einzuschlafen, empfiehlt es sich an einem oder zwei der Visitor Centers einen Stopp einzulegen. Wir haben uns für das Fakahatchee Strand State Preserve entschieden, ursprünglich wegen der länglichen Mulden ("strands"), "die sich im Laufe der Zeit in ausgesprochen fotogene Zypressensümpfe verwandelt haben". So beschreibt es zumindest der Reiseführer. Wir haben Glück und treffen eine Rangerin, die uns erklärt, dass von den Zypressen nur noch wenige Exemplare übrig geblieben sind. Wir fahren dennoch eine Stunde durch den Park, zumeist in Schrittgeschwindigkeit wegen der unebenen kiesigen Straße. Kurzzeitig überlegt ich: ist der Unterboden an meinem Mietwagen eigentlich mitversichert?
Nach zwei Alligatoren, die am Wasserrand faulenzen und einer Art Rebhuhn beschließen wir lieber weiterzufahren, um noch vor der Dunkelheit auf Key Largo anzukommen...

Die Tour mit dem Glasbodenboot zum ca. 45min entfernten Riff vor Key Largo ist ernüchternd. Blass und nur mit wenigen bunten Fischen zeigt das Riff das Ausmaß jahrzehntelanger Zerstörung durch Menschen und Stürme. Auf einer Schnorcheltour oder beim tauchen würde man sicher noch mehr sehen, doch dazu fehlt uns schlichtweg die Zeit.

Mittags fahren wir nach Miami Beach in das letzte Hotel unserer Rundreise. Nur kurz das Gepäck abladen, dann zur Mietwagenstation das Auto abgeben, um teure Parkgebühren (20-40 USD pro Nacht) zu sparen. Der Spaziergang zurück auf der schön angelegten Promenade ist lang, aber abwechslungsreich: zum Beispiel durch einen Plausch in einem witzigen Mix aus Spanisch und Englisch auf einer Parkbank mit einer Nanny aus Nicaragua, die auf ein jüdisches Mädchen aufpasst. Interessant, dass sie dies extra betont... Dann der Blick auf einige Komfort- und Luxushotels wie das RIU mit seiner vergleichsweise großen Gartenanlage, das frisch eröffnete Iberostar oder ein Leading Hotel of the World mit Luxusschlitten und blasiertem Personal in Livree davor.

In der Dämmerung erwacht Miami Beach so richtig zum Leben, mit Musik und bunt beleuchteten Häusern. Unser Hotel "Ocean Five" liegt insofern ideal, dass wir innerhalb von zwei Minuten zu Fuß am Strand sind und dennoch entspannte Nachtruhe genießen dürfen.

Dieser Tag verläuft erneut ziemlich ungeplant: aus einem kurzen Besuch im History Museum wird ein Ganztagesausflug. Die zwei Ausstellungen "25 Jahre nach Hurrikan Andrew" und "Die Besiedelung Südfloridas" fesseln uns stundenlang , nur unterbrochen von einer Pizza zum aufwärmen, da Besucher im Museum schockgefrostet werden. Ob mal jemand ausgerechnet hat wie viel Geld und Ressourcen man einsparen kann, indem man die Temperatur in geschlossenen Räumen nur ein Grad hoch dreht?

Eine Runde im kostenlosen Metromover, der kostenfreien Hochbahn durch Downtown verschafft uns zum Schluss noch einen guten Überblick über die Stadt. Der Bus 120 führt von Miami Beach nach Downtown und zurück. Eine Fahrt - gerechnet wird pro Einstieg in einen Bus - kostet 2,25 USD, ein Tagesticket 5,65 USD. Gezahlt wird entweder in bar (passend!) beim Busfahrer oder in entsprechenden Verkaufsstellen. Aus dem Frieren komme ich auch im Bus nicht heraus. Kein Wunder, dass die meisten Amis Sportschuhe oder gar lange Hosen tragen, egal welche Temperaturen draußen herrschen.

Der letzte Tag in Miami und ich habe einen besonderen Termin vereinbart: eine Segway-Tour durch Miami Beach. Nach drei Minuten Einführung fährt selbst meine 68-jährige Mutter ohne Probleme die zwei Stunden mit. Andere, die sich unsicher fühlen, steigen aufs Fahrrad um. An verschiedenen Punkten, vom South Point Park bis zum Holocaust Denkmal, vom Atlantik bis zum Blick über die Inseln der Schönen, Reichen und ganz schön Reichen, bis rüber nach Miami Downtown, halten wir an und unser Guide erklärt uns allerlei über die Stadt Miami Beach. Wisst Ihr, dass Miami Beach kein Stadtteil von Miami ist, sondern eine eigenständige Stadt? Und sie besteht mitnichten nur aus Hotels, Bars und Restaurants.

Mit einem gemütlichen Spaziergang an Strand nehmen wir Abschied von dieser pulsierenden Stadt. Ausgerechnet heute wäre das Wetter gut zum Baden; zuvor blies immer zu unseren "freien" Stunden ein kräftiger Wind, der jede Lust auf (Sonnen)Baden verdarb.

Rückflug:
Vom Essen bei Swiss bin ich regelrecht begeistert! Egal welches der Gerichte, die wir auf Hin- und Rückflug serviert bekamen, sie schmeckten alle hervorragend. Auch vom Komfort und Service her würde ich diese Airline jederzeit empfehlen.

Der Pilot drückt ganz schön auf die Tube, nachdem bereits auf dem ersten Drittel ein medizinischer Notfall eintrat. Die Frau neben uns meckert, dass sie kaum schlafen kan, weil dauernd jemand neben ihr durch den Gang läuft: Stewardess, Ärztin, Ungarisch-Dolmetscherin; schließlich wird der Patient (schon mit diversen gelegten Zugängen) in die Business Class verlegt. Ganz ehrlich: da fehlt mir jedes Verständnis für diese Dame. Wenn einem Menschen hoch über den Wolken das Leben gerettet wird, ist der Schlaf aller gesunden Passagiere drum herum völlig nebensächlich! Mal abgesehen davon ist der Flug ohnehin zu "bumpy", um eine entspannte Nachtruhe zu bieten.

Völlig erschöpft nach nur insgesamt zwei Stunden Schlaf - ich kann im Sitzen nur sehr schlecht schlafen - freue ich mich besonders auf meine Familie, deutsches Vollkornbrot und mein eigenes Bett...